Chronik

Angefangen hat alles mit dem Ideenwettbewerb “Dietzenbach 2030 – definitiv unvollendet”. Im Zuge dieses Projektes sollte das Interesse der Bürger für eines der zentralen Probleme der Stadt, den reichlich vorhandenen nutzungsfreien öffentlichen Raum, geweckt werden. Erreicht wurde dies durch eine künstlerische Installation, bestehend aus einer ca. 600m langen und 1,80m breiten Achse aus 2.500 Stelen zwischen zwei, die Stadtfläche zerschneidenden Verkehrstrassen, sowie durch das Angebot, eine brach liegende Fläche von 100 qm temporär zu nutzen.

Die Aktivierung der Bevölkerung verlief aufgrund der niedrigschwelligen Beteiligungsstrategie (Vor-Ort-Büro) überaus erfolgreich: Ca. 1.000 Menschen nutzten das Büro als Anlaufstelle, 260 Anfragen gingen bezüglich der Nutzung einer brach liegenden Parzelle ein. Es gelang auch die Mobilisierung einer bislang wenig eingebundenen Gruppe – die der BürgerInnen mit Migrationshintergrund, darunter viele Migrantinnen, die als besonders schwer erreichbar gelten. Auch ältere deutsche Frauen, zumeist Rentnerinnen, waren verstärkt präsent.

Im Ergebnis wurde vor allem bei der Dietzenbacher Bevölkerung mit Migrationshintergrund ein großer Bedarf an Gärten festgestellt: Über 80% der Nutzungsanfragen bezogen sich auf eine Kleingartennutzung bzw. Spielmöglichkeiten für Kinder. Besonders groß (90%) war die Nachfrage nach solchen halböffentlichen Räumen bei den befragten muslimischen Migrantinnen.


Die große Zahl der Gartenwünsche wurde von politischer Seite jedoch eher negativ bewertet und die Vergabepraxis mit restriktiven Vorgaben belegt. Aus diesem Grund ließ das Interesse an einer temporären Nutzung mehr und mehr nach und kam schließlich vollkommen zum Erliegen.

Im Frühjahr 2005 wurde die große Nachfrage nach einer Kleingartennutzung im Rahmen des Bundesmodellprogramms “Lokales Kapital für soziale Zwecke” (LOS) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), wieder aufgegriffen. Im Rahmen eines LOS-Mikroprojektes wurde von Petra Günther und Salih Gündüz vor Ort die Bildung eines Netzwerks von garteninteressierten Dietzenbacher BürgerInnen mit dem Ziel der Gründung eines Vereines “Internationale Gärten Dietzenbach” initiiert und koordiniert.

Zielgruppe waren die BewohnerInnen des Spessartviertels aus unterschiedlichen Herkunftsländern, insbesondere Frauen. Adressenlisten Garteninteressierter standen aus dem o. a. Forschungsprojekt “Dietzenbach 2030” zur Verfügung und erleichterten die Suche nach engagierten TeilnehmerInnen erheblich.
Die Besetzung der Gruppe war international vorgesehen, jedoch wurde Wert auf eine multinationale Zusammensetzung gelegt, d. h. nach Möglichkeit sollten nicht mehr als ein bis zwei Familien aus einem Herkunftsland teilnehmen, um den interkulturellen Austausch zu fördern und Deutsch als notwendige gemeinsame Verständigungssprache abzusichern. Die Aktivierung der sehr engagierten TeilnehmerInnen, überwiegend mit Migrationshintergrund, verlief bisher ebenso erfolgreich wie die Lobbyarbeit in den politischen Gremien.


Im Mai 2005 fand die Gründungsversammlung des Vereins “Internationale Gärten Dietzenbach – Interkultureller Verein zur Förderung von Eigeninitiative, beruflicher Integration und sozialer Entfaltung” statt.

Preise und Auszeichnungen

  • Im Dezember 2008 wurde das Vorgängerprojekt “Dietzenbach 2030 – definitiv unvollendet”, insbesondere das Stelenprojekt aus dem Jahr 2002, im Rahmen des Wettbewerbs ZUSAMMEN GEBAUT der Landesinitiative Baukultur in Hessen unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministers für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung lobend erwähnt, auch aufgrund der Projektverstetigung durch die Internationalen Gärten. Ein Teil des Preisgeldes wurde von der Architektin Barbara Boczek an den Verein Internationale Gärten Dietzenbach weitergereicht.
  • Im November 2005 wurden die “Internationalen Gärten Dietzenbach” e.V. auf Initiative der Stadtsoziologin Petra Günther als vorbildliches Beispiel nachhaltigen Bürgerengagements mit einem Preis ausgezeichnet und in die Förderung des Bundesprogramms “Bürger initiieren Nachhaltigkeit” (BIN) aufgenommen.
  • Aufgrund seines Erfolges wurde das ESF-Mikroprojekt zur Förderung der beruflichen Eingliederung im Rahmen des Programmes “Lokales Kapital für soziale Zwecke” (LOS) von der LOS-Koordinationsstelle Offenbach ausgewählt und auf dem 3. LOS-Kongress am 23. Januar 2006 in Berlin präsentiert.